Mein Herz. Mein Holz. Unter diesem Slogan engagieren sich die proWIN Volleys derzeit für Vereine in der Region. Doch wie sieht es bei Ihnen für die Saison 2020/21 aus?
Die Entwicklungen rund um das Corona-Virus haben Einzug in nahezu alle Bereiche des Lebens gehalten. Auch die proWIN Volleys TV Holz müssen sich sowohl bei der 2. Liga Mannschaft als auch im Jugendbereich der Situation entsprechend anpassen. Nach dem vorzeitigen Ende der Spielrunde 2019/2020 stehen aktuell die Planungen für die neue Spielrunde 2020/2021 an. In einem Gespräch klären Geschäftsführer Philipp Grau und Geschäftsstellenleiter Steven Weber über den Stand der Dinge auf und geben einen Überblick, woran der Verein aktuell arbeitet.
Die vergangenen Wochen waren, das wissen wir alle, ziemlich turbulent. Auch der Volleyball-Sport und der Liga-Betrieb blieben von den aktuellen Ereignissen nicht unberührt. Wie schätzt Ihr rückblickend den Abbruch des Spielbetriebs ein?
Steven: Für uns alle war der vorzeitige Abbruch der Saison zunächst ein Moment, den wir verdauen mussten. Wir hatten uns gerade auf den Doppelspieltag in Dresden und Grimma vorbereitet, unsere 2. Mannschaft steckte noch mitten im Kampf um die Tabellenführung in der Oberliga. Plötzlich kam alles anders. Noch am selben Tag fasste dann der Vereinsvorstand den Entschluss, bis auf unbestimmte Zeit den Trainingsbetrieb im Aktiven- und Jugendbereich im allen Abteilungen ruhen zu lassen. Einige Wochen später können wir sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Die Gesundheit aller Vereinsmitglieder, Spieler, Trainer sowie allen ehrenamtlichen Helfern geht einfach vor.
Im nächsten Schritt haben wir uns überlegt, wie wir mit der aktuellen Situation sportlich am besten umgehen können. Unsere Mädels haben wir mit Trainingsplänen für Zuhause ausgestattet. Zwei Mal wöchentlich bieten wir gemeinsame Trainingseinheiten per Videokonferenz an. Weiter nutzen wir die Zeit außerhalb der Halle und bieten den Spielerinnen beispielsweise Webinare zum Thema Taktikschulung und Ernährung an.
Diese Angebote können einen vollwertigen Trainingsbetrieb zwar nicht eins zu eins ersetzen. Sie werden aber gerne angenommen. Außerdem ist es sehr angenehm, zumindest virtuell regelmäßig in Kontakt zu stehen.
Mittlerweile sind auch die Regelungen zu den Auf- und Abstiegen seitens der VBL, des DVV und des SVV definiert. Wie findet Ihr die Lösungen und für welche Ligen plant ihr 2020/2021?
Steven: Man muss im Vorfeld festhalten, dass es schwierig ist, eine einheitliche Lösung zu finden, welche für alle Ligen und Mannschaften ausgewogen ist. Gerade dass keine Meistertitel vergeben werden, bringt einige Mannschaften um ihren verdienten Lohn. Aus unserer Sicht kann ich aber sagen, dass uns die schnelle Regelung Planungssicherheit in der aktuellen Situation gibt, zumindest darüber, in welchen Ligen unsere Teams spielen dürfen. Stand heute (02.05.) werden unsere Damen 1 weiter in der 2. Volleyball Bundesliga aufschlagen und unsere Damen 2 den Aufstieg in die Regionalliga wahrnehmen. Der Vorstand des TV Holz hat letzte Woche einstimmig dem Antrag zugestimmt, die Lizenz für die 2. Volleyball Bundesliga fristgerecht zum 15.5.2020 zu beantragen. Auch für die Regionalliga haben wir die entsprechende Meldung abgegeben. Speziell für unsere 2. Mannschaft freut es mich sehr, da sie eine tolle Saison gespielt haben. Auch für unser Projekt der nachhaltigen Jugendförderung ist es ungemein wichtig, die Distanz zur 2. Volleyball Bundesliga ligatechnisch nochmals ein Stück schließen zu können.
Welche finanziellen Auswirkungen hatte der Abbruch der Saison und welche Folgen sind für die Saison 2020/2021 absehbar? Die VBL und der europäische Verband CEV haben bereits Corona-Unterstützungspakete für die Vereine verabschiedet. Helfen diese Maßnahmen den proWIN Volleys?
Philipp: Die Umsatzausfälle in der Saison 2019/2020 konnten wir gut abfedern, was auch auf die finale Entscheidung der VBL zurückzuführen war, den Spielbetrieb einzustellen. Damit hatten wir zwar eine neue Situation, konnten aber zielgerichtet handeln. Wir haben sehr schnell mit unseren Mitarbeitern gesprochen und uns auf das aktuell deutlich geringere Aufgabenvolumen, insbesondere im Trainerbereich, angepasst.
Weitaus schwieriger ist die Planung für die kommende Saison 2020/2021, da fast alle relevanten Themen mehr oder weniger offen sind. Stand heute kann niemand genau sagen, wann wir wieder trainieren oder spielen werden. Dies gilt gleichermaßen für die 2. Liga als auch den Nachwuchsbereich. Nahezu sicher sind jedoch leider der Ausfall der geplanten Veranstaltungen Autohaus Deckert Beach Day, AOK Cup etc. Mit diesen Veranstaltungen haben wir einen nicht unerheblichen Anteil der Finanzierung der Nachwuchsförderung gestemmt. Hinzu werden mit Sicherheit auch Ausfälle bei den Sponsorengeldern kommen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, die uns in den letzten Jahren immer sehr unterstützt haben, müssen schauen, wie sie ihre Liquidität erhalten und durch diese schwere Zeit kommen. Da ist es für mich absolut nachvollziehbar, dass die Unterstützung der letzten Jahre einfach in diesem Jahr nicht so ausfallen kann. Wir rechnen für den Jugendbereich mit einem Defizit im fünfstelligen Bereich. Beim Zweitligabudget werden wir bei 20 bis 30 Prozent unter dem Vorjahr liegen und auch weitere Kosteneinsparungen vornehmen müssen. Hierzu werden alle Beteiligte beitragen. Denn nur so können wir diese temporäre Krise meistern.
Das Maßnahmenpaket der VBL hilft uns da schon. Der in der Pressemitteilung genannte, fünfstellige Betrag je Verein der 2. Ligen ist aber mehr theoretischer denn praktischer Natur, da z.B. Strafzahlungen miteingerechnet wurden, die wir aber in den letzten Jahren fast nie hatten. Für uns wird es ein kleinerer vierstelliger Betrag an Entlastung sein.
Was wir aber erfahren, ist eine große Solidarität und Unterstützung unserer Sponsoren und Partner. Jeder gibt das, was er kann. Das finde ich schon sensationell und nicht selbstverständlich.
Wie sehen die Planungen des Trainerteams und des Kaders für die neue Saison der 2. Liga aus?
Philipp: Wir sind in vielen Gesprächen. Dies trifft sowohl auf Seiten des Trainerteams als auch der Spielerinnen zu. Eine fixe Auskunft ist aber derzeit nicht möglich. Denn Stand heute kann niemand sagen, wann wir wieder anfangen können zu trainieren oder zu spielen. Daher arbeiten wir mit verschiedenen Szenarien und rechnen zurück, bis wann wir welche Meilensteile brauchen. Wir gehen aufgrund des generellen Verbots von Großveranstaltungen bis Ende August und einem eigentlichen geplanten Spielbeginn am 12.9. aber eher davon aus, dass wir frühestens Ende September/Anfang Oktober starten werden. Hierzu gibt es in den kommenden Wochen einen Austausch innerhalb der Liga, da abgewartet werden muss, wie viele Teams zum 15.5. die Lizenz beantragen.
Wie sagt man so schön: Wir fahren auf Sicht, überlegen uns aber schon, welche Szenarien realistisch sind, damit wir vorbereitet sind, wenn sie eintreten.